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MeditMed 2019

Im März diesen Jahres trafen sich für fünf Tage Menschen aus verschiedenen Fachrichtungen im Schloss Wasmuthhausen bei Coburg um an dem Thema „Spiritualität und Kindheit“ zu arbeiten. Uns alle verband und verbindet der Wunsch sich um das Wohlergehen unserer Kinder zu kümmern. Organisiert wurde die Tagung von Dr. med. Silke Schwarz, Kindergarten- und Schulärztin und Leiterin des Instituts „Kindgerecht“ in Köln, sowie Ärztin für Anthroposophische Medizin am Gerhard-Kienle-Lehrstuhl und Prof. Dr. med. David Martin, Kinderendokrinologe und –onkologe der Universität Tübingen und Universitätsprofessor und Lehrstuhlinhaber des Gerhard-Kienle-Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative Medizin und Anthroposophische Medizin der Universität Witten Herdecke, die sich mit Hingabe und viel Liebe zum Detail um uns, unser Wohlergehen, um den Ablauf und die Organisation der Tagung kümmerten und darüber hinaus noch Vorträge hielten und Gespräche moderierten. Dr. med. Michaela Glöckler, Präsidentin von Eliant, Dozentin in anthroposophischer Medizin und Meditationspraxis und ehemalige Leiterin der medizinischen Sektion in Dornach inspirierte uns mit Vorträgen zum Thema „Die Würde des kleinen Kindes“ und zur „Entwicklung des Kindes in den ersten drei Jahrsiebten“.

Morgens vor dem Frühstück trafen wir uns zu einem gemeinsamen Lauschen und Wahrnehmen der Natur. Zu Beginn wurden wir von David Martin angeleitet, uns fühlend und (nach-)sprechend mit der Sprachgestik der Natur auseinanderzusetzen, um danach – jeder für sich – der Natur mit all ihren Erscheinungen zu begegnen. Nach dem Frühstück begaben wir uns gestärkt in den wunderbaren Seminarraum für die jeweiligen Vorträge der Referenten, zum gemeinsamen künstlerischen Arbeiten oder auch zu den von den Teilnehmern vorbereiteten Impulsreferaten. Im Mittelpunkt der ganzen Tagung stand die Entwicklung des Kindes, und wir bewegten dabei immer wieder die Frage, was braucht ein Kind um gesund wachsen und reifen zu können, welche Bedingungen braucht es dafür in seinem Umfeld? Dabei ist nicht nur das körperliche Wachstum gemeint, sondern auch das seelische und geistige Wachstum. Michaela Glöckler spannte dabei in ihren Vorträgen zu den Gesetzmäßigkeiten der Entwicklungsphysiologie des Kindes einen großen Bogen beginnend bei der Befruchtung und Embryologie bis zur Beleuchtung der Entwicklung in den ersten drei Jahrsiebten. Wir näherten uns mit ihrer Hilfe immer wieder der Frage, welche Kräfte zu welchem Zeitpunkt am Kind arbeiten und wie wir diese Prozesse unterstützen können, sei es durch äußere Rahmenbedingungen, sei es durch besondere Betrachtung der Wichtigkeit der menschlichen Bindung für das Kind, sei es durch pädagogische Impulse. Besonders berührend war die Beschäftigung mit der Frage nach der Würde jedes einzelnen Kindes und natürlich auch der Würde eines jeden einzelnen Menschen.

David Martin befeuerte uns mit seinem Ringen um die Aufgabe, ob und wie eine Vereinbarkeit von Spiritualität und Wissenschaft gelingen kann und ging in seinem Vortrag immer wieder der Frage nach, ob man sich dieser Aufgabe nur durch Denken nähern kann oder ob es auch eine auf Gefühlen basierende Annäherung an diese Frage gibt. Können Gefühle uns in unserem Erkenntnisstreben unterstützen? Wie können wir Empfindungen wie Ehrfurcht, Demut, Dankbarkeit (geistes-) wissenschaftlich erforschen? Es existieren bereits viele wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen von Gefühlen auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit untersuchten. Dabei wurde in dem Vortrag klar, dass es einen ganz besonders wichtigen Faktor für unsere nachhaltige Gesundheit gibt: und das sind gute soziale Beziehungen. Nicht nur für Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche ist Bindung eine der tragenden Säulen für gesunde Entwicklung, auch für Erwachsene sind gute soziale Beziehungen ein wesentlicher Gesundheitsfaktor.

Silke Schwarz rundete die Tagung mit einem Vortrag über eine besondere und individuelle Art der Kinderbegegnung in ihrer therapeutischen Praxis ab. Erweiternd zu den derzeit praktizierten Diagnoseprozessen berichtete sie von ihrer Arbeit und dem so genannten „Schützenden Kreis“, als einer spirituell-ethischen Sozialpraxis, die neben allen Schwierigkeiten, die ein Kind hat, vor allem die Würde eines Kindes in den diagnostischen Blick mitaufnimmt und mit den Schicksalsgefährten eines Kindes gemeinsam, leise, vorurteilsfrei und in positiver Voreingenommenheit nach entwicklungsbegünstigenden Wegen sucht. Bei den Treffen zum „Schützenden Kreis“ werden lebenspraktische und langdauernde spirituelle Bündnisse veranlagt.

Ich war im Herzen tief berührt von dieser Tagung, in der Raum war für echte Begegnungen. Jeder blickte aus einer anderen Richtung, ob aus pädagogischer, therapeutischer oder ärztlicher Sicht, auf die Frage, welche Umgebung Kinder heutzutage für ein gesundes Aufwachsen brauchen. Dabei spürten wir immer wieder wie wichtig dabei die Art und Weise unserer Begegnungen ist. Ein großes Dankeschön an Silke Schwarz und David Martin, die diese Tagung ermöglicht haben und mit ihrem unglaublich großen Engagement unermüdlich ringen um die Zukunft unserer Kinder.

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